Experimentelle Planetologie
Die Gruppe «Experimentelle Planetologie» erforscht, wie Planeten entstehen und sich weiterentwickeln – sowohl in unserem Sonnensystem als auch darüber hinaus.
Die vier terrestrischen Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars waren bereits in der Antike bekannt und sind seither Gegenstand intensiver Forschung, trotzdem führte die Entdeckung des ersten Exoplaneten 1995 zu einem Umdenken hinsichtlich der Entstehung von Planeten. Die Erkenntnis, dass unser Sonnensystem nicht das einzige im Universum ist, ermöglicht uns, den Aufbau und die Besonderheiten der vier Gesteinsplaneten mit einer ständig wachsenden Anzahl von Exoplaneten zu vergleichen.
Wie repräsentativ sind unsere Planeten für die Planeten anderer Sterne? Ist die Beschaffenheit unseres Sonnensystems – und damit auch die Entstehung von Leben in ihm – eine Anomalie? Können wir die Voraussetzungen für erdähnliche Planeten, auf denen Leben entstehen kann, identifizieren? Diese und ähnliche Fragen versuchen Paolo Sossi und seine Gruppe Experimentelle Planetologie an der ETH Zürich zu beantworten.
Die Gruppe ist führend in der Entwicklung neuer experimenteller, spektroskopischer und numerischer Methoden, welche mit aktuellen Beobachtungen der physikalischen und chemischen Eigenschaften von Gesteinsplaneten, sowohl innerhalb unseres Sonnensystems als auch ausserhalb, kombiniert werden. In Experimenten versuchen Paolo und sein Team jene Hochtemperatur-Bedingungen zu simulieren, die aller Wahrscheinlichkeit nach bei der Entstehung unseres Planeten sowie der Gesteinsplaneten im Allgemeinen vorherrschten.
Um diese Temperaturen zu erreichen, werden im Labor Miniaturplaneten und ihre Atmosphären simuliert. Die Gruppe verwendet hochmoderne Geräte, von Massenspektrometern zur in situ Bestimmung von Gasen, die beim Erhitzen von Gestein aus der Schmelze entweichen, bis hin zur Spektroskopie, mit der die Schwingungseigenschaften von Feststoffen, Flüssigkeiten und Gasen, die für die Entstehung von Planeten massgeblich sind, im sichtbaren und infraroten Bereich untersucht werden. Die resultierenden Daten werden verwendet, um astrophysikalische Beobachtungen von Planetenatmosphären und -oberflächen, die mittels Teleskop gemacht wurden, zu kalibrieren und auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen. Dies geschieht, indem grundlegende physikalische und thermodynamische Eigenschaften aus den Messungen gewonnen und in numerische Modelle einbezogen werden, sodass quantitative Beschreibungen der Zusammensetzung, Struktur und Dynamik planetarer Körper erhalten werden.
Da sowohl Experimente als auch Beobachtungen immer präziser und zahlreicher werden, werden statistische Modelle der Planetenentstehung und -entwicklung benötigt, um diese Daten in einen allgemeineren Kontext zu stellen – dies ist ein Hauptziel der Gruppe. Das Verständnis des Lebenszyklus eines Planeten im weitesten Sinne ermöglicht Vorhersagen über sein Auftreten, seine Verbreitung und, in Zukunft, auch über die Wahrscheinlichkeit des Entstehens von Leben auf anderen Planeten.
In den ETH-News
Neue Erkenntnisse zur Entstehung der Erde
Ein Forschungsteam unter der Leitung der ETH Zürich schlägt eine neue Theorie für die Entstehung der Erde vor. Sie zeigt möglicherweise auch, wie andere Gesteinsplaneten entstanden sind.
Kontakt
Inst. für Geochemie und Petrologie
Clausiusstrasse 25
8092
Zürich
Schweiz
Professor Paolo Sossi hat die Professur für Experimentelle Planetologie an der ETH Zürich am 1. Juni 2022 angetreten.